Zahnerkrankungen spielen bei unseren Vierbeinern eine ebenso große Rolle, wie bei uns selbst. Hunde und Katzen verfügen über ein Gebiss, das in vielen Belangen unserem menschlichen Gebiss so ähnlich ist, dass man sehr gut Vergleiche mit uns Menschen anstellen kann. Dies gilt sowohl in Bezug auf die Bedeutung gesunder Zähne für unser Wohlbefinden, als auch auf die gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die mit Schmerzen und gestörter Funktion einhergehen können. Es gilt glücklicherweise auch für die Behandlungsmöglichkeiten, die in großen Teilen durch Methoden der menschlichen Zahnheilkunde ergänzt werden.
Bei Kaninchen, Meerschweinchen und Chinchillas (und anderen Herbivoren) gibt es im Vergleich durchaus deutliche Unterschiede im Zahn- und Gebissaufbau, so dass Zahn- und Kiefererkrankungen und deren Behandlung eigenen Regeln folgen. Die Bedeutung eines gesunden, funktionalen Gebisses und die Forderung nach der Abwesenheit von Schmerzen bleibt aber selbstverständlich die gleiche.
Die Lehre von den Erkrankungen der Mundhöhle, der Kiefer und der Zähne wird Stomatologie genannt. Der Begriff Zahnheilkunde beschreibt also streng genommen nur ein Teilgebiet der Stomatologie. Nachfolgend finden Sie eine kurze Übersicht möglicher stomatologischer Erkrankungen und therapeutischer Möglichkeiten:
Am besten, es kommt erst gar nicht zur Erkrankung! Wie beim Zahnarzt auch, sind regelmäßige Kontrollen beim Tierzahnarzt eine gute Möglichkeit, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Das gilt selbstverständlich auch für Prophylaxe-Maßnahmen wie das regelmäßige Zähneputzen zuhause und die "professionelle Zahnreinigung", also die Reinigung der Zähne von harten und weichen Zahnbelägen im Zuge einer Narkose bei uns. Hierbei erfolgt immer auch eine vollständige Untersuchung der Zähne und Kiefer inklusive der Anfertigung intraoraler Röntgenaufnahmen.
Die mit Abstand häufigste Erkrankung der Maulhöhle bei Hund und Katze betrifft den sogenannten Zahnhalteapparat, also jene Struktur, die die Zähne im Kieferknochen verankert - Fachbegriff: Parodontium.
Dieser Zahnhalteapparat kann auf verschiedene Weise erkranken, die bedeutendste Erkrankung ist hierbei die bakterielle Entzündung ("Parodontitis"), die mit dem allmählichen Verlust des Zahnhalteapparates, mit chronischer Entzündung und schließlich mit dem Verlust von Zähnen einhergehen kann. Aber auch Zubildungen des Zahnfleischs und benachbarter Gewebe ("Epuliden", "gingival enlargement"), Verletzungen und andere Veränderungen rund um den Zahnhalteapparat können ein Grund für eine Vorstellung beim Tierzahnarzt sein.
Rund um die Erkrankungen des Parodontiums gibt es zahlreiche Therapiemöglichkeiten, um erkrankte Zähne zu erhalten oder im fortgeschrittenen Falle auch zu entfernen und die Gesundheit der Maulhöhle und somit das Wohlbefinden des Patienten wiederherzustellen.
Auch die Erkrankungen der Zahnhartsubstanz selbst spielen in der Tierzahnheilkunde eine wichtige Rolle.
Bei uns Menschen hat Karies ("Zahnfäule") eine große Bedeutung - eine bakterielle Infektion der Zahnhartsubstanz, bei der sich "Löcher" bilden, die der Zahnarzt dann behandeln und füllen muss.
Beim Hund kommt Karies ebenfalls vor, allerdings relativ selten. Wenn, dann sind vor allem die hinteren Zähne ("Molaren") betroffen. Viele, meist irrtümlich für Karies gehaltene Verfärbungen, haben erfahrungsgemäß eine andere Ursache.
Viel bedeutsamer sind Verletzungen der Zahnhartsubstanz, die mit Zahnfrakturen, oder gleich der Lockerung eines Zahnes einhergehen können (siehe nachstehend).
Bei Katzen ist Karies als Erkrankung nicht bekannt. Stattdessen leiden Katzen an einer auf den ersten Blick sehr ähnlichen Erkrankung, nämlich Zahnresorptionen (oder "resorptive Läsionen" oder "Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen" - kurz FORL).
Diese häufige Erkrankung kann sehr schmerzhaft verlaufen. Sie kann allerdings gut diagnostiziert und auch gut behandelt werden, wenn auch unter Entfernung erkrankter Zähne - zahnerhaltende Therapiemöglichkeiten gibt es bei dieser Erkrankung in aller Regel leider nicht.
Frische Kronenfraktur 108 (rechter Oberkiefer-Reißzahn) mit Eröffnung der Pulpa und zusätzlicher Lamellenfraktur
Kariöser Defekt Zahn 409: "Ausgeheilte Karies" - frische Karies erscheint hell und "matschig"
Zahn- und Kieferverletzungen als Unfallfolgen sind keine Seltenheit und bedürfen nahezu immer der tierzahnärztlichen Behandlung.
Sehr häufig sind Zahnfrakturen Folge des Beißens auf zu harte Gegenstände, wie Knochen (von erwachsenen Schweinen, Rindern), Hirschgeweih und Ähnlichem. Im Falle solcher Verletzungen ist - frische Verletzung vorausgesetzt - schnelle Hilfe gefragt, wenn der Zahn lebendig erhalten werden soll.
Generell gilt aber: Der Erhalt gebrochener Zähne ist in sehr vielen Fällen möglich und auch sinnvoll, auch wenn die Fraktur schon länger zurückliegt.
Ist das Trauma größer, können auch Zähne gelockert sein oder gar ausfallen, schließlich kann auch der Kieferknochen eine Fraktur erleiden.
Die Verletzungsmöglichkeiten sind mannigfaltig, die Therapiemöglichkeiten zum Glück ebenfalls. Die erfolgreiche Behandlung verletzter Zähne und Kiefer gelingt gut aufgrund moderner Therapieverfahren und Materialien und nicht zuletzt aufgrund der ausgeprägten Heilungsfähigkeit der Maulhöhle bei Hund und Katze.
Schienung 104 (rechter Oberkiefer-Fangzahn) nach Verletzung mit Ausbruch aus dem Zahnfach - Zahn heilte in der Folge erfolgreich wieder ein
Auch Hunde und Katzen leiden an Fehlstellungen der Zähne und Kiefer. Diese Fehlstellungen können je nach Form und Ausmaß zu ausgeprägten Störungen beim Kieferschluss ("Okklusion") und bei der generellen Funktion führen. Sie können zu ungewolltem Einbiss von Zähnen in den Gegenkiefer oder auf andere Zähne führen, schmerzhafte Zustände, die unentdeckt oft ein Leben lang Beschwerden verursachen und schließlich auch Zahnverlust verursachen können.
Solche Okklusionsstörungen lassen sich abhängig vom Alter des Patienten und dem Vorstellungszeitpunkt mit unterschiedlichen Methoden gut behandeln. Von der Anwendung kieferorthopädischer Apparaturen ("Zahnspange") bis zum Kürzen einbeißender Zähne oder auch der Extraktion persistierender Milchzähne oder überzähliger bleibender Zähne, steht eine Reihe von Therapieoptionen zur Verfügung.
2-phasige hochpräzise Oberkieferabformung zur Erstellung eines Gipsmodelles im Labor (links). Gipsmodelle mit kieferorthopädischen Apparaturen vor dem Einsetzen ins Patientenmaul (rechts).
Chirurgische Maßnahmen spielen in der Stomatologie eine wichtige Rolle. Bereits das Entfernen großer Zähne erfolgt mit chirurgischen Techniken ("offene Extraktion").
Vor allem aber die Behandlung von Traumafolgen, Tumorerkrankungen oder auch Fehlentwicklungen der Kiefer und Kiefergelenke, sowie des Gaumens (z. B. "Gaumenspalte") machen in vielen Fällen chirurgische Eingriffe notwendig.
Wir verfügen über die diagnostischen und technischen Möglichkeiten auch solche komplexen stomatologischen Fragestellungen aufzuarbeiten und zu behandeln.
Angeborene Gaumenspalte des harten und weichen Gaumens (links). Zwischenstand der operativen Versorgung mit erfolgreichem Verschluss des harten Gaumens (rechts) - Verschluss des weichen Gaumens in gesonderter OP erfolgt.
Fachzentrum für Tierzahnheilkunde
Dornhofstraße 34
63263 Neu-Isenburg
Telefon: 06102.7982440
Gewinnen Sie einen Eindruck über den Umfang der tierärztlichen Leistungen
..folgt